Ruhe vor dem Sturm?

Seit nun fast 5 Monaten ist der ASMI Indikator short. Seitdem hat sich der breite S&P500 Index kaum verändert. Ist das Signal falsch und erwarten uns schon bald neue Allzeithochs?

Von einem falschen Signal kann ich noch nicht ausgehen, da die Märkte und insb. der S&P500 seitdem noch nicht signifikant gestiegen ist. Mit einem Long-Signal wären die Ergebnisse insgesamt nicht deutlich besser ausgefallen. Charttechnisch ist beim S&P500 sogar eine umgedrehte sog. Tassenformation erkennbar, welche den Short-Signal weiterhin bestätigt.

Inflation und Leitzinsen haben Einfluss auf die Märkte, sind jedoch nicht entscheidend für die Grundrichtung. Der Immobilienmarkt stellt derzeit wegen der restriktiven Geldpolitik eine Gefahr für die Wirtschaft und Märkte dar. Wieso die Märkte dennoch robust zu sein scheinen, kann viele Gründe haben.

Einige Anleger begründen es mit einem Ungleichgewicht zwischen einzelnen Werten im Index und dass die wenigen gut laufenden Werte einen großen Teil im Index darstellen und diesen stützen. Das jedoch ist kein Argument. Denn i.d.R. ist bei der Order nicht die Anzahl an Aktien relevant, sondern das investierte Kapital. Wenn ein Anleger 10.000€ investieren möchte, ist es völlig irrelevant, ob er 100 Aktien zu je 100€ kauft oder 10 Aktien zu je 1.000€.

Der einzig plausible Grund wäre die Verzögerung durch die vorangegangene Liquiditätsflut. Das Short-Signal beim ASMI basiert hauptsächlich auf Veränderungen im Markt und die aktuelle Veränderung ist der Liquiditätsentzug. Da Veränderungen durch die Geldpolitik relativ schnell vom Markt kompensiert werden, hat die Vergangenheit, wie hier die vorangegangene Liquiditätsflut, beim ASMI wenig Einfluss auf die Signalgebung.

Zwar könnte ein Crash wie in der Vergangenheit kurz nach Leitzinssenkung erfolgen, die Lage jedoch lässt sich nicht ganz mit der Tech- und Finanzkrise in den Jahren 2002 und 2008 vergleichen. Damals gab es die Liquiditätsflut vor dem Liquiditätsentzug nicht.

Die Gefahr im Dominoeffekt schätze ich als gering ein. Das würde die Notenbanken dazu verleiten noch mehr Geld als jemals zuvor in den Markt zu pumpen, um die aktuellen Währungen massiv zu entwerten, um mögliche Akzeptanz für CBDC zu verbessern. Für die Finanzmärkte wäre die Geldflut eher positiv.

Die Frage ist nun, wie lange die Verzögerung anhält. Ich erachte die hier angezeigte charttechnische Formation als das wahrscheinlichste Szenario.
Die fundamentale Lage bleibt weiter fragil.


Andreas Schendel
Portfoliomanagement


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